Rossmann Prospekt – Angebote ab 02.09.2020 bis 30.09.2020 – Seite 24


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u LIEBEN / MÜTTER & VÄTER Empathie für die Mutter. Nachdem viele Bü- immer gesucht. Vor allem solche, die wie Kai cher sich zunächst mit unserem „inneren (41) und Christian (39) auch Geschwister auf- Kind“ befasst haben, wird jetzt der Blick ge- nehmen, Seit vier Jahren leben zwei heute weitet: Was hat unsere Mutter (oder auch neun und sechs Jahre alte Mädchen bei ihnen. unseren Vater) geprägt, als sie oder er selbst „Wir haben die Pflegeelternschule besucht Kind war? Was hat beide zu den Menschen ge- und wurden dort ideal auf unsere Aufgabe macht, die wir als Baby kennengelernt haben? vorbereitet“, erzählt Kai. Gut neun Monate - Wie weit frühe Prägungen in unser späteres den Zeitraum einer Schwangerschaft - dau- Leben hineinreichen und wie wir uns trotz- erte diese intensive Auseinandersetzung mit dem davon lösen und neue Pfade einschlagen den eigenen Ressourcen, rechtlichen, erzie- können, schildert auch die englische Psycho- herischen und auch psychologischen Fragen, therapeutin Philippa Perry in ihrem aktuellen denn „die Kinder bringen immer einen Ruck- Werk „Das Buch, von dem du dir wünschst, sack an negativen Erfahrungen mit“. Über deine Eltern hätten es gelesen“. Ihre These: Monate lernten sie die Mädchen kennen, Heutige starke, impulsive Emotionen wie Wut, besuchten sie im Heim, in dem die beiden Ärger, Angst oder Neid haben oft weniger mit lebten, und er gibt offen zu, dass es „keine einer aktuellen Situation zu tun, als vielmehr romantische Liebe auf den ersten Blick“ ge- mit einem Konflikt in der eigenen Kindheit. wesen sei. Im täglichen Miteinander sei die Gerade Eltern, die „mit übermäßig aufgela- Verbundenheit dann allmählich gewachsen, denen Emotionen“ auf ihr Kind reagierten, Kai und Christian spürten schnell, „dass wir hätten gelernt, sich so vor eben diesem Ge- keine leiblichen Kinder brauchen, um uns als fühl zu schützen, als sie selbst in seinem Eltern zu fühlen“. Alter waren. Wer es dann schaffe, sich dies Ihr Leben krempelten die beiden komplett bewusst zu machen und sich selbst mit Mit- um, zogen von Hamburg in die Kleinstadt, gefühl zu begegnen, werde auch seinem Kind ihr Freundeskreis änderte sich - alles, um gegenüber nachsichtiger und liebevoller sein. den Mädchen eine leichtere Kindheit zu er- möglichen, Kai arbeitet viel zu Hause, macht anchmal sind Mutter oder Vater auf- eher die „Muttitermine“, insgesamt aber grund ihrer eigenen Erfahrungen in würden die Verantwortlichkeiten ausgehan- der Kindheit mit ihrer neuen Rolle als delt, Beide kommen aus großen Famili- Erziehungsberechtigte auch schlichtweg über- en mit vielen Neffen und Nichten, „gut fordert. Pflegeeltern übernehmen dann ihre vorstellbar, dass die Mädchen dann ih- Aufgaben, um frühe nachteilige Erlebnisse ren ersten BH mit einer unserer Verwand- durch bessere auszugleichen. Es handelt sich ten kaufen werden“, sagt Kai. Die Mäd- um eine anspruchsvolle und dabei ehrenamt- chen hätten Entwicklungsschritte nach- liche Tätigkeit, für die sich Kai Koeser und geholt, seien viel selbstsicherer und fröhli- sein Partner Christian Häckl bewusst ent- cher geworden. Dass sie zwei Papas und eine schieden: Der Fundraiser und der Experte für Mama haben, die sie regelmäßig sehen, ist Onlinemarketing aus Stade in Niedersachsen für beide selbstverständlich geworden, Und nicht nur für sie: Als es in der zweiten Klas- wollten immer Kinder, eine Adoption gestal- tete sich jedoch als zu schwierig, zumal es se um den Stammbaum der eigenen Herkunft viele heterosexuelle Paare gibt, die sich dafür ging, bot die Lehrerin auch das Modell der oO interessieren. Pflegeeltern hingegen werden Regenbogenfamilie an. „Für uns war es so etwas wie Schicksal, dass wir Kinder wollten, aber keine bekommen konnten. Das haben wir nicht als Hindernis begriffen, sondern als Chance. So konnten wir Heim und Herz für Kinder öffnen, die einen Platz brauchen“ Kai Koeser, einer von zwei Vätern mit zwei Pflegekindern 24 centaur SEPTEMBER _20